unser Repertoire
My Fair Lady
Kritik zu „My Fair Lady“
Sternstunde unter Open-Air-Himmel
Gerhard Printschitsch hat mit seinem Theatersommer immer wieder ein glückliches Händchen. Er findet Stücke, die sich an den Theaterkassen als Longseller erweisen. Diesmal wieder: Er erfüllt sich den lang gehegten Wunsch, das Kult-Musical ‚My Fair Lady‘ von Alan Jay Lerner und Frederick Loewe aufzuführen. Man kennt die Geschichte von dem vulgär scheinenden, ein wenig heruntergekommenen Blumenmädchen Eliza Doolittle, das auf den arroganten, ehrgeizigen, zuweilen psychophatischen Sprach-Professor Henry Higgins trifft.
Der will aus ihr innerhalb eines halben Jahres eine Lady machen, die glatt als Herzogin durchgeht. Dazu schließt er eine Wette mit seinem Freund Oberst Pickering ab. Was dann geschieht, hat Printschitsch zu einer gefühlsschmissigen, rasanten Szenenfolge zusammengefügt, woran er selbst offensichtlich, die gleiche Freude wie seine Spielerinnen und Spieler und alle Zuschauer hatten.
Es war ja auch eine großartige Besetzung zur Stelle.
DDR-Filmstar Giso Weißbach …. hat nichts von seiner Ausstrahlung eingebüßt. Wenn er explodiert oder in Schweigen versinkt, brennt die Luft. Unter seinen Zornesanfällen vergräbt er eine keimende Liebe. Ein Glück, dass es diesen Pickering (Wolfgang Linnenbrügger) … gibt. Der Higgins zuweilen an die Kandare nimmt. Uwe Karpa, vor langen Jahren im heutigen Staatstheater engagiert, gibt, ohne ihn zu denunzieren, einen leichtlebigen und alkoholsüchtigen alten Doolittle. Und die Musik spielt dazu: Uwe Streibel am Klavier und Dieter Gericke jun., mit der Geige begleiten die Legion an Ohrwürmern.
Dieser Theatersommer ist eine Sternstunde…
Klaus Wilke – veröffentlicht im Herrmann, Ausgabe 08/2022
Zwei Genies am Rande des Wahnsinns
Zwei Genies am Rande des Wahnsinns
Ein komödiantisches Spiel von den Woesner Brothers
Ein Zweipersonenstück, gespielt von Gerhard Printschitsch und Wolfgang Linnenbrügger. Regie führte Gerhard Printschitsch.
Ein freischaffender Hochzeitskomiker und ein ehemaliger österreichischer Staatsschauspieler, jetzt ein begnadeter Grabredner, sollen zum ersten Mal gemeinsam die anwesenden Gäste unterhalten. Der Komiker wurde von seinem Agenten informiert, dass es sich um eine Hochzeit handelt, der Staatschauspieler bekam den Auftrag, mit dem ihm unbekannten Kollegen eine
Trauerfeier zu gestalten. So beginnt die erste Probe und führt beide ob dieses Missverständnisses in unglaubliche Situationskomik und steuert auf ein sehr komisches Ende zu, vor allem ein überraschendes.
Kritik zu „Zwei Genies am Rande des Wahnsinns“
Zwei Herren von ganz besonderem Holze
Die Komödie bringt Genies an den Rand des Wahnsinns. Beide gehören zum festen Bestand und – mehr noch – beide eint der Stallgeruch: sie kommen aus der österreichischen Kunstschule Graz.
Gerhard Printschitsch verschlug es nach dem Studium schnell an gute damalige DDR- Bühnen. Wolfgang Linnenbrügger spielte in diversen TV-Soaps und begeistert schaupielend und singend! Das Stück ‚Zwei Genies am Rande des Wahnsinns‘ scheint ihnen auf den Leib geschrieben, denn die Figuren des gealterten Staatsschauspielers (Printschitsch) und des brotlosen Alleinunterhalters (Linnenbrügger) ziehen sich, obwohl sie sich anfangs verfehlen, geradezu magnetisch an.
Dem Klassiker mit dem rollenden ‚R‘ unterwirft sich der Komiker bereitwillig, denn beide eint vor allem eins: Sie sind, wie Freie Schauspieler allzu oft, einfach klamm. Ihre Agenten konnten sie nicht ganz passend an den gleichen Platz vermitteln: den einen zu einer Beerdigung, den anderen zur Hochzeitsfeier. Vermutlich verläuft kein Abend wie der andere, denn Spielraum für allerlei kabarettistische Einwürfe ist reichlich gegeben, die Regie, in den Händen Printschitschs, räumt solche politischen Bonmots ein, denn die Herren sind durchaus nicht als ‚verkrachte Existenzen‘, wie in anderen Konzepten, sondern als ehrenwerte, wenn auch leicht altersirritierte Mimen angelegt. Und die freuen sich am Ende auch ehrlich über den lebhaften Beifall.
J. Heinrich
Der Märkische Bote, 01.07. 2023